Modelgärtchen mitten in der Großstadt

Ein Wohngebiet in der Großstadt. Hier gibt es jede Menge Vorgärten und darin oft jede Menge "Nichts". Dabei kann genau hier Naturpädagogik beginnen. Da wo die Menschen Leben und die Kinder spielen geht ein kleines Biotop als Beispiel und Mutmacher voran - das Modelgärtchen in Striesen.


Die Vorgärten in Mietshäusern haben oft eines gemeinsam, sie langweilen! Ihr biologischer Höhepunkt liegt tief. Man kann von Glück reden, wann man darin eine wilde Blüte entdeckt. Ansonsten auf weiter Flur Ziersträucher, Lebensbäume, Rhododendronbüsche und Hortensiendekoration. Meist nutzlos für Insekten und Tiere wie die plastikgleiche Forsythie oder der hochgiftige Kirschlorbeer. Alle haben eines gemeinsam – sie sind pflegeleicht und anspruchslos. Denn wenig Aufwand sollen sie machen, die ungeliebten und herrenlosen Gärten. Es genügt für die Pflege die Heckenschere anzusetzen. Daneben dröhnt der Laubpuster, schreit die Heckenschere, knattert der Rasenmäher und brummt die  Straßenreinigung. Was zusammengepustet, abgemäht und abgeschnitten ist, kommt umgehend in Plastiksäcke auf die Transporter-Lade und ab in die Grünschnittverwertung. Die Facility Serviceangestellten sind dank ihrer Maschinen so gründlich, das man vom Boden essen könnte.
Doch das hat Folgen. Dem Boden werden alle organischen Stoffe entzogen. Der selbständige Humusaufbau ist kaum mehr möglich. Die Böden sind durch Bauschutt und Verdichtung eh bereits enorm arm. Da macht es die neue akkubetriebene Gründlichkeit nicht besser. Selten hört man noch das meditative Geräusch eines Laubrechens.
In diesen tristen aufgeräumten erweiterten „Wohnzimmergärten“ verstimmt allmählich jedes Leben. Die Gründlichkeit fällt besonders auf, wenn man zum Beispiel Kleintiere zu versorgen hat und den Versuch unternimmt, diese mit natürlichen Futter, dem Gras, zu ernähren. Keine Chance im Stadtgebiet! Mich umgeben kurzgemähte, eintönige und irgendwann auch verdorrte Monorasenkulturen ohne jede Chance zu blühe, Insekten zu ernähren oder gar Grashüpfern zu beheimaten.


Die Zielsetzung

Mein Herz weint und es muss etwas geschehen. Auf dies Art und Weiße verlieren wir die letzten Naturbewohner in der Stadt. Ich möchte dem Trend des „Deko- und Pseudogrüns“ ein Ende machen und beschließe unseren Vorgarten lebendig werden zu lassen. Ein Biotop für Mensch und Tier, für Natur mit Vielfalt. Ein (Kenn)Lehrort und Mutmacher für alle Anwohner des Stadtgebietes. Einlass in unseren Hausvorgarten haben ab nun Blüten, Insekten, Amphibien, Nager, Igel, Vögel, Bakterien, Pilze und Kriechtiere. Draußen bleibt Chemie und „grüner Zierrat“.

Das Modelgärtchen

Es entstand auf kleinen Raum eine Mini-Kreislaufwirtschaft, die sich selbst erneuert mit Gemüsebeet und Blühpflanzen, Kompostplatz, Regenwassertanks, Obstbaum, Obststräuchern und Wassertümpel. Dazu gehört ein Kleintierstall dessen Bewohner aus Resten den nötigen organischen Dünger produzieren. Dieses System ist selbsterhaltend und ressourcenschonend und sorgt in allen Bereichen für Artenvielfalt. Fliegen, Mücken, Spinnen, Samen sind nun einmal die Lebensgrundlage für die hübschen Vögle, dessen Gesang wie alle so lieben. Wenn wir außer Krähen und Elstern auch den Meisen, Finken, Mauerseglern, Rotkehlchen und Feldsperlingen lauschen wollen, dann braucht es auch eine Lebensgrundlage für jene, die nicht nur aus Meißenknödeln zur Winterzeit bestehen.

Gemüsebeet: Freut sich jede Saison über frischen Kompost und liefert „Super“regionales Gemüse.

Kompostplatz: Ausgewählte Bioabfälle verrotten allmählich zu Erde. Ganz ohne Geruchsbelästigung.

Wassertanks: Regenwasser ist das beste Gießwasser und wäre verloren in der Kanalisation.

Wassertümpel: Kühlender Trinkplatz für Insekten und Kleintiere nicht nur in heißen Sommern.

Fasilityservice: Unsere Meeris lieben anfallendes „Unkraut“ und halten die Wiese natürlich kurz 🙂

Apfelbaum: Ein Frühblüher für Bienen, Insektenheimat, Schattenspender und Obstspender.