Parzelle 72

Knapp 300 Quadratmeter pures Glück!Dieses "Freiluftlabor" ist Zentrum und Ausgangspunkt für mein Leben mit der Natur. Hier kultiviere ich meine Leidenschaft für ökologische Landwirtschaft, Faune, Flora, frische Luft und wachse dabei über mich hinaus.


Schlüsselmoment

Einen Garten zu besitzen war immer ein großer Traum, aber ich konnte mir kaum vorstellen, dass mich ein Garten in einer Kleingartenanlage befrieden, geschweige denn glücklich machen könne. Doch manchmal muss man zum Glück gezwungen werden. Seit dem Frühjahr 2019 bin ich nun Pächterin der Parzelle 72. Einem knapp 300qm großen oder vielmehr kleinen Pachtgrundstückes in einer Gartensparte. Mit allen Pflichte, die solch ein Kleingartenverein mit sich bringt. Im Frühjahr 2019 fand nicht nur eine Schlüsselübergabe zur Parzelle statt, nein vielmehr war es ein Schlüsselmoment und sollte von nun an mein Leben maximal beeinflussen.

Es hört nie auf!

Die Welt bekommt ein anderes Gesicht, wenn du sie bäuchlings in der Wiese liegend, im Beet buddelnd, oder von der Obstbaumleiter aus betrachtest. Vieles wird unwichtiger, manches wird überflüssig, einiges wird auch schmerzhafter, schließlich ist hier alles Handarbeit. Unter den Gärtner gilt das geflügelte Wort: „Es hört nie auf“. Wie wahr! Die Natur hört einfach nie auf, stellt ihr Wachstum einfach nicht ein. Dabei nimmt sie keine Rücksicht auf des Gärtners Krafthaushalt. Seit langen aber konnte mich Nichts mehr so häufig erstaunen und verblüffen. Parzelle 72 überrascht mich fortwährend und serviert neue Entdeckungen und Erkenntnisse wie am Schnürchen.

Die Natur arbeitet. Ich schau ihr gern zu.


„Was du kennst, das liebst du auch“

Artenexperte

Rosenkäferlarve und Tigerschnegel. Man entdeckt sie eher zufällig und schnell taucht die Frage auf: Schädling oder Nützling? Sie alle sind auf jeden Fall erst einmal ein Lebewesen und tragen mit ihrer Art zur Vielfalt des Ökosystems bei. Schnell sind wir dabei das „Unbekannte“ zu entfernen, wenn nicht gar gleich zu töten. Wer aber erst einmal weiß, wie der Name des entdecktes Käfers oder Wurms lautet und sich näher mit ihm, den Unbekannten, beschäftig, dem fällt es ungleich schwerer zu harten Mitteln zu greifen. Artenkenntnis schafft Verständnis für die Geschöpfe um uns herum und rettet sicher viele Leben.

Schön, aber auch nützlich?

Pflanzenauswahl

Mein Garten könnte nicht bunter sein. Ich liebe alle Farben und Düfte. Noch mehr liebe ich das Leben, das sich auf den Blüten abspielt. Die Pflanzenauswahl scheint riesig. Aber nicht alles was angeboten wird hat in einem Naturgarten was zu suchen. Viele Pflanzen sehen zwar hübsch aus, besitzen aber keinen Nutzen für die heimische Tierwelt. Der weltweite Pflanzenhandel hat zudem zur Folge, dass sich importierte Pflanzen in ihrer neuen Heimat unkontrolliert verbreiten und die heimische Artenvielfalt bedrohen. Aus diesem Grund muss jede Pflanzen, die in meinen Garten einziehen mag einen „Anamnesefragebogen“ ausfüllen. Und so sieht er aus: Bist du …

  • heimisch oder Exot?
  • Chimäre oder Wildform?
  • steril oder fruchtbarer Pollen- und Negtarspender?
  • Neophyten?

Darf ich rein oder stör ich grad?

Lebensräume

Feuchtzone, Wiesenlandschaft, wilde Ecken mit Brenneseln, das alles eröffnet einer Vielzahl an Tieren eine Möglichkeit zu leben. Und sie treiben es bunt in meiner Parzelle. Vom  Tigerschnegel bis zur Kreuzotter, von der Wildbiene bis zum Grashüpfer. Es sind nur 300 qm aber das Leben brummt hier ordentlich. Oft traue ich mich nicht einmal einen Fuß in auf die Parzelle zu setzen, um niemanden zu vertreiben. Das ist die Kehrseite der Naturliebe. Irgendwie hat man immer das Gefühl, man stört.

Alles wächst nach oben aus dem BODEN!

Ökologisch Gärtnern

Ich kann kaum mehr einen Schritt tun, ohne den Bodelebewesen einen Gedanken zu schenken. Hauchdünn aber prall gefüllt mit Energie ist diese „Pelzschicht“, die unsere Planeten bedeckt. Wer sich mit den Prozessen im Boden beschäftig kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Arbeit mit und im Boden ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Damit jeden Mitarbeiter im Boden seine Arbeit zuverlässig erledigen kann, setze ich auf Verrottung statt künstlicher Synthese, d.h. kein Chemie, kein Kunstdünger und keine Gifte. Und trotzdem, alles wächst. (Leider auch die Schneckenpopulation, aber das ist ein anderes Thema 😉 )

Sensensylvi im Einsatz

Neue Wege probieren statt stagnieren

Rasen vers. Wiese. Ich, als ein Kind aufgewachsen in ländlichen Wiesenlandschaften kann mich selbst mit Fug und Recht als Botschafterin dieser langhalmigen Biotope bezeichnen. Es gibt kein höheres Glück, als in der Hängematte zu schaukeln und den Grashüpfern zu lauschen.  Aus diesem Grund bildet eine Magerwiese statt eines Kurzrasens das Zentrum meines Gartens. Ob es nun dieses ungewöhnlichen Details oder die Pflanzung von Brennnesseln als erste Maßnahme nach Gartenübernahme oder eine Benjeshecke ist – alles keine gängigen Kleingartenelemente. Aber eines ist garantiert: Man kommt darüber miteinander ins Gespräch 😉


Gartenfeature

Meine Erlebnisse mit und vor allem wegen Parzelle 72 kannst Du bald in meinen kleinen FEATURES hören und nachlesen.